Damit wir uns mal dem hier und jetzt annähern. Weiter mit Resten aus 2017 (!). Ein paar Eindrücke und Verlinkungen zu interessanten Leuten.
Tagebuch: 01.03.19
Schon ist März.
Tagebuch: 27.02.19
Gerade Joghurt mit der Ecke gegessen. Dabei läuft der letzte Beutel für heute, Etoposid. Erster Tag Zyklus 5 (von 6), da dauert es immer etwas länger und ist auch recht anstrengend, da hier gleich zu Beginn das richtig giftige Zeug angesagt ist. Das Doxorubicin beispielsweise. Läuft das nicht in die Vene, sondern daneben in das umliegende Gewebe, muss dieses aufgrund der starken Verätzung herausgeschnitten werden. Ja, uff. Nachdem bei mir aber alles über den Port (Infos dazu hier) läuft, bin ich da sehr safe. Und ausserdem – Joghurt mit der Ecke. Geil.
Tagebuch: 23.02.19
Heute Bettgestell und Eckbank in den zweiten Stock getragen, danach fast vor Erschöpfung zusammengebrochen. Aber immerhin. Sonst bin ich recht fit aktuell, muss aber mehr Sport machen. Meine, wie Anselm sie nennt, Pommesbeine, sind durch die Therapie erwartungsgemäß noch klappriger geworden. Wie Mikado-Stäbchen. Will auch ständig mehr Lesen. Tobi empfiehlt Schopenhauer als Lektüre. Vielleicht ein ganz guter Kontrast zu Punkt 12.
Sonst heute recht ruhig. Erste Bildauswahlen für die überarbeite Website getroffen und Wocheneinkäufe für die nächsten Tage geplant.
Tagebuch: 22.02.19
Blut abnehmen, Zahnarzt, Magenstechen, spazieren, Vorhänge gekauft, Twix.
Noch Zeug 2017
Ich will ja eigentlich aktuelle Bilder zum Tagebuch teilen. Jaja. Allerdings liegen noch gefühlte 5000 Bilder bis zurück nach 2017 auf Halde, daher werden die parallel zu den Tagebucheinträgen abgearbeitet, bis hier foto-technisch wieder ein aktueller Stand erreicht ist. Dann gehen Tagebuch und Bildbeiträge Hand in Hand, so der Plan. Hier fix ein paar Sachen noch aus 2017 (!).

Neue Dichtungen für ein Hasselblad-Magazin gebastelt.
Tagebuch: 19.02.19
Blutwerte besser. Hb immer noch sehr niedrig aber mit 8,1 heute im Vergleich zu 7,7 am letzten Freitag immerhin steigend. Bin noch recht blass, sehe aus wie eine Wasserleiche mit bunter Mütze und schicker Brille. Und rieche stark nach Knoblauch, haben gestern griechisch gekocht (Hack!).
Sonst sind die Tage eher ruhig, viel Kontakt zu Familie und Freunden, gibt nichts besseres. Beginne aber zumindest im Kopf mal mit einer neuen Ausrichtung als Fotograf. Brauche mehr Profilschärfe. Analog als vorrangiges Medium und Portrait, Dokumentation und halt freie Sachen als thematische Schwerpunkte wären schonmal Ansätze. Back to the roots eigentlich. Aber eine gute Erkenntnis. Zu viel zu wollen, um irgendwas abzugreifen, ist nicht zielführend. Also erstmal Archive wälzen, viel aussortieren, Website erneuern, Kanäle strukturieren. Und ein Buch hätte ich ja auch noch zu veröffentlichen.
Tagebuch: 16.02.19
Gestern Fahrrad gefahren und Treppen gestiegen, musste mich danach erstmal eine halbe Stunde hinlegen. Blutwerte ziemlich weit unten, Leukozyten und Hb (Hämoglobin). Unter 10 g/dl ist man da schon merklich schlapp und müde. Normal sind etwa 14-18. Hatte gestern 7,7, kann schon vorkommen. Wenn der Wert weiter fällt, gibts einfach einen Beutel frisches Blut in Form von Erythrozytenkonzentrat über den PowerPort infundiert und ich bin wieder good to go. Aber das Blut erholt sich normalerweise auch selbst wieder langsam. Ausruhen angesagt. alles in Zeitlupe und nichts anstrengendes. Einen Film entwickeln, etwas bügeln, lesen und schreiben, Pastewka gucken. Aus dem Fenster gucken. Super Wetter heute.
Tagebuch: 14.02.19
Bin etwas angeschnupft. Am besten hilft da immer noch trinken viel viel trinken. Gefiltertes Wasser. Und hochdosiertes Aciclovir, Cotrimoxazol und Ciprofloxacin. Und ein wenig frischer Ingwer ins Wasser.
Tagebuch: 12.02.19
Olga ist jetzt für eine Woche bei ihren Eltern. Braucht auch mal Zeit für sich, total verständlich natürlich. So kann ich mich auch ein wenig mehr ausruhen, jetzt im vierten Zyklus schlaucht die ganze Chose schon ein wenig. Selbstversorgung steht auf dem Plan. Olga hat extra für mich eingekauft. Zwei Kilo Hack. Rezeptempfehlungen werden dankend entgegengenommen.
Tagebuch: 09.02.19
Wieder 3 Tage Infusion geschafft, Pause bis Mittwoch. Heute wieder die Lonquex-Spritze gesetzt. Schon die vierte. Jede kostet ja rund 1600 Euro, da kommt ganz schön was zusammen. Ein Hoch auf die Krankenkassen.
Viel fotografiert und geschrieben. Brauche eine neue Uhr und eine neuen Füller. Tips willkommen.
Tagebuch: 06.02.19
Start 4. Zyklus. Alle Werte ok, keine Anpassung notwendig. Immerhin. Habe bemerkt, dass das Cyclophosphamid meine Nasenschleimhäute reizt. Während das also für 60 Minuten infundiert wird, brennt es leicht beim Atmen durch die Nase. Haha.
Tagebuch: 02.02.19
Heute endlich mal wieder für ein Projekt fotografiert. Also nicht nebenbei dokumentiert wie immer. Was auch wichtig ist. Sondern richtig Zeit genommen, Filme gepackt, Kopfhörer geladen, raus gefahren. Neues Industriegebiet erschlossen. Zumindest teilweise. Dieses ist ziemlich groß und verstrickt, werde Monate zu tun haben. Was gut ist. Gut auch, endlich wieder mit 6×7 zu arbeiten.
Perfektes Wetter for Portra. Leicht bedeckt, diffuses Licht. Diffuse Gedanken. Bin soweit recht fit, das meiste an Medikamenten ist mittlerweile wieder ausgeschwemmt. Meine Fingerspitzen sind etwas kribbelig, wie leicht eingeschlafen. Neuropathie ist eine häufige Nebenwirkung der Chemo. Kann 1-2 Jahre dauern, bis das wieder vergeht. Naja.
Auf jeden Fall ist die Gegend motivisch recht komplex, werde bald wieder hier sein. Wird mit zunehmender Entfernung von der Zufahrtsstraße interessanter. Erst türkischer Supermarkt, verlassene Industriebauten, dann ein paar geparkte 40-Tonner und Transporter mit Neuwagen, später Mülldeponie und Reste von Autokarosserien. Gleise und Gebüsch und verlassene Höfe von „Import Export International“ und „Autoteilehandel“ und so weiter. Noch später verlotterte Schreberhüttchen und notdürftig gezimmerte Behausungen inmitten von Schrott und Müll, umzäunt von verrostetem Stacheldraht, hier und da brennt ein Licht im Fenster. Dazwischen ein dicker Benz oder ein aufgemotzter 3er mitten in der Pampa. Wie in True Detective. Nur ohne Bayou. Auf dem Rückweg ist es schon fast dunkel. In einiger Entfernung sehe ich zwei Männer, die über dem Kofferraum eines Autos lehnen. Als die mich sehen, machen sie langsam die Heckklappe zu und schauen mir einige Zeit hinterher. Mir egal. Was soll mir noch passieren, denke ich mir. Deadpool in langweilig.
Abends noch ein „Detox you feelings“-Tee, hat Olga im dm besorgt. Nächster Zyklus kann kommen.
Tagebuch: 01.02.19
Handtücher gebügelt und Miles Davis gehört.
Tagebuch: 28.01.19
Cortison unlimited. Habe heute Blut beim Hausarzt abgegeben, bin ins Büro gelaufen, habe dort mit dem Nachmieter Vertragsunterlagen besprochen, Müll entsorgt, restliche Klebefolie vom Fenster geknibbelt, Briefkasten geleert. Dann zurück zum Schreibwarenladen spaziert, Tinte besorgt, auf dem Heimweg mit Nachbar und Lauser, dem Dackel, Gassi gelaufen und gequatscht. Alles Wichtige erledigt. Jetzt ist es neun Uhr, Olga steht gleich auf.